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Ausser Schritt, Trab und Galopp können Isländer noch im Tölt und Paß gehen. Nur wenige Pferderassen, ausser dem Islandpferd sind heute noch in der Lage mehr als 3 Gänge einzulegen. Den meisten warmblütigen Pferden wurde dieses Talent einfach weggezüchtet.
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In Island wurden diese Gänge aber gebraucht, deshalb legten die Isländer bei der Züchtung besonderen Wert auf die Erhaltung der 4. und der 5. Gangart. Die Pferde stellten für die Isländer vor der Einführung der Autos und der kompletten Instandsetzung der Ringstraße,die einzige Transportmöglichkeit dar. Und da das Reiten in Tölt angenehm und im Rennpaß schnell ist, war es wichtig, daß die Pferde diese Gangarten besaßen. Wer möchte und kann schon Tagesreisen im Galopp absolvieren?
Isländer die die Veranlagung haben, in allen 5 Gängen ausgebildet zu werden, werden Fünfgänger genannt. Viergänger beherrschen Schritt, Trab, Galopp und Tölt. Naturtölter werden Pferde genannt, die schon allein auf der Weide am liebsten tölten. Viele Pferde, die nicht sauber tölten können, fallen durch einen langsamen Paßgang auf, der sehr unangenehm holpert, man nennt diesen Gang in der Umgangssprache Schweinepass. Da es für den Reiter weitaus schwieriger ist, vier oder fünf Gänge ordentlich zu reiten als nur drei, ist es auch beim Islandpferd sehr wichtig, die Spezialgangarten richtig reiten zu können, damit das Pferd und damit auch die Rittigkeit nicht an Qualität verliert. Zuerst sollte man sich klar darüber werden welche Gänge es gibt und was die Besonderheiten dabei sind.
Der Tölt
Der Tölt ist ein Viertakt in acht Phasen. Im Tölt gibt es keine Schwebephase, abwechselnd sind im Tölt immer ein oder zwei Beine am Boden. Von der Fußfolge her entspricht der Tölt, dem Schritt. Das bedeutet, das Pferd fußt hinten links dann vorne links, danach hinten rechts und dann vorne rechts. Der Unterschied zum Schritt wird sichtbar wenn man das Pferd bei der Beinaktion beobachtets. Die sogenannte Phasenfolge zeigt abwechselnd eine Ein- und Zweibeinstütze, das bedeutet das abwechselnd ein oder zwei Beine das Pferd tragen. (Im Schritt, siehe Beschreibung, waren es immer 2 oder 3 Beine)
Die meisten Pferde haben im Tölt ein Lieblingstempo in dem sie taktklaren Tölt gehen, wirklich gute Tölter gehen in mindestens zwei Tempi taktklar.
Aber was ist denn jetzt "taktklar" ?
Es ist garnicht so einfach einem töltenden Pferd auf die Beine zu sehen und noch dazu zu unterscheiden welches Bein wann und in welcher Reihenfolge auffußt - oder fußen vielleicht doch zwei Beine gleichzeitig auf? Islandpferdereiter helfen sich häufig mit einem kleinen Trick, kurze Strecken werden einfach auf einer Teerstraße geritten, beim taktklaren Tölt hört man dabei immer den typischen "Black-und-Decker-Black-und-Decker"-Klang. Ob das Pferd jedoch wirklich ein guter Tölter ist, kann häufig nur auf längeren Stecken ausgetestet werden. Wenn sich der Viertakt immer locker und flüssig anhört, befindet sich das Pferd im Gleichgewicht. Es geht locker voran und läßt den Reiter bequem sitzen. Jede Verspannung macht den Takt ungleichmäßig und hörbar schwerfälliger. Ausserdem fällt ein guter Tölter durch eine hohe Knieaktion und einer guten Aufrichtung auf. Wichtig ist auch eine gut untertretende Hinterhand, da der gute Tölter mit möglichst geringer Zügeleinwirkung in hoher Aufrichtung geritten werden kann.
Theorie und Praxis
...liegen leider oft vielzu weit auseinander. Die "Tölthilfe" wie es die Galopphilfe gibt, gibt es leider nicht. Der Reiter muß sehr viel Gefühl mitbringen um aus jedem Pferd den besten Tölt herauszuholen. Manche Pferde neigen zu Taktfehlern, der Tölt kann sich sowohl in Richtung Trab, beim Trabtölter, als auch in Richtung Paß, beim Paß-Tölter verschieben. Zum Trabtölt neigende Pferde müssen im Tölt mit mehr Spannung geritten werden. Die Hinterhand muß stärker untertreten um die Vorhandaktion zu erhöhen. Die Trabtölter müßen sich gut gegen den Zügel reiten lassen ohne sich auf ihn zu legen. Um bei ihnen einen taktklaren Tölt provozieren zu können, können solche Pferde auch mit schwereren Eisen auf der Hinterhand beschlagen werden.
Paßtölter werden im Gegensatz zu den Trabtöltern auf der Vorhand schwerer beschlagen. Eventuell können zusätzlich dazu auch Glocken und Gewichte zum Einsatz kommen. Durch die schwerer belastete Vorhand wird das Pferd veranlasst, die Vorderbeine höher in die Luft zu heben, so wird das Auffußen verzögert. Zusätzlich muß auch hier die Hinterhand gut untertreten, das Pferd willig vorwärtsgehen ohne jedoch gegen den Zügel anzugehen.
Es gibt aber noch zahlreiche andere Varianten eines nicht taktklaren Tölts. Grund hierfür können sowohl die Pferde selbst als auch der Reiter bieten. Ein temperamentvoller Isländer verspannt sich im langsamen Tempo Tölt häufig und macht dadurch seinen Rücken steif - der Reiter kann durch Galopp- oder Rennpaßarbeit diese Verspannungen lösen. Naturtölter neigen rapide zum Paßtölt, manche Reiter von Naturtöltern vergessen auf ihnen nämlich komplett zu reiten...sie gehen davon aus, daß der Tölt ja schon von Natur aus vorhanden ist und der Reiter nichts tun muß um den Tölt zu halten. Aber Tölt und Paß sind so eng miteinander verwandte Gangarten, daß ein starker Naturtölter gleichzeitig auch eine starke Veranlagung zum Paß hat.
Der ungeübte Reiter sieht schon jetzt, es ist garnicht so einfach den idealen Tölter für sich zu finden. Eine lange Erfahrung im Gangpferdereiten sollte Voraussetzung sein, um sich für ein bestimmtes Pferd, ob Fünf- oder Viergänger oder Naturtölter zu entscheiden. Auch ständige Verbesserung der Reitkenntnisse sollten vorausgesetzt sein, um guten Tölt reiten zu können.
Der Rennpass
Der Pass ist eine laterale Gangart mit Flugphase, die nur im Renntempo über kurze Strecken - einige hundert Meter - geritten wird. Rennpaß ist ein Zweitakt in vier Phasen. Die jeweils gleichseitigen Beinpaare fußen gleichzeitig auf, unterbrochen werden sie von einer Schwebephase. Der gute Rennpaßer kommt hierbei in eine maximale Streckung des Körpers " immer mit der Nase vorneweg") und erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 45 km/h.
Das Pferd entfaltet hierbei eine enorme Kraft und Energie und scheint fast zu fliegen. Während der Tölt von jedem lslandpferd beherrscht werden sollte, ist der Pass nicht bei allen genetisch fixiert. Normalerweise wird Pass nur im Renntempo geritten, im langsamen Tempo wird er als fehlerhaft angesehen. In lsland wird der Rennpass als die Königsgangart bezeichnet - gut verständlich, wenn man ihn mal gespürt hat. Gute Rennpasser stehen Rennpferden in nichts nach.
Das Rennpaßreiten ist aber nur wenigen Auserwählten gegönnt. Vom Reiter wird ein sicherer Sitz, ein schnelles Erkennen der Galoppart (ob Links- oder Rechtsgalopp), viel Tölterfahrung und ein gutes Einfühlungsvermögen verlangt. Vom Pferd verlangt der Rennpaß viel Temperament und ein gutes Gleichgewicht, ausserdem sollte es bereits alle Gangarten perfekt beherrschen. Taktfehler gibt es im Rennpaß keine.
Quelle bei www.geysir.com